Die Pfarrkirche von Neulengbach "Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit"

Lage und Maße:

Die Pfarrkirche bildet den nördlichen Abschluß des Marktes. Von der Kirche weg, gegen Norden und Westen, ist stark abfallendes Terrain, der sogenannte Klosterberg. Der gesamte Kirchen- und Klosterbereich ist von einer hohen Mauer umgeben. Länge der Kirche: 40 m, Breite: 6,9-11,4 m, Höhe: 12-14 m.

Beschreibung des Baues:

Die Kirche wurde in den Jahren 1623-1627 als Klosterkirche der Franziskaner errichtet. Es ist ein frühbarocker Bau, dessen Grundriß aber dem Schema der gotischen Bettelordenskirchen folgt. Die Kirche, Nord-Süd orientiert, besitzt im Osten einen kleinen Turm mit Zwiebelhelm. Im ganzen sehr schlichtes Erscheinungsbild. Die Hauptfassade besitzt einen Giebel. Über dem Portal, welches 1955 neu gestaltet wurde, befindet sich ein Dreifaltigkeitsrelief mit Inschrift, die auf die Einweihung der Kirche im Jahr 1627 Bezug nimmt. Die großen Fassadenflächen werden durch Rechteckfenster und Blendokuli aufgelockert. An der Ostwand des Langhauses wurde später die barocke Antoniuskapelle vom damaligen 0llersbacher Pfarrer Aldobrandus, einem Freund der Franziskaner, angebaut; weiter ruckwärts ist die Grab-Christi-Kapelle aus dem Jahr 1735. Sie ist eine Nachahmung der Grabkapelle in Jerusalem mit spitzbogigen Blendarkaden und einem von sechs Doppelsäulchen getragenen kleinen Helm. Sehr hohes, vierjochiges Langhaus mit Tonnengewölbe, daran anschließend tiefer eingezogener Chor mit Kreuztonnengewolbe und Rundabschluß. An den Langhaus- und Chorwänden kräftiges Gebälk.

Die Ausstattung:

Im Gegensatz zur Schlichtheit des Baues ist die Ausstattung sehr prachtvoll im Stile des Rokoko ausgeführt. Monumentaler Hochaltar aus marmoriertem Holz; freistehende Mensa mit reich vergoldetem Tabernakelaufbau. Im Mittelfeld des Hochaltares befindet sich das Altarbild zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit von Martin Johann Schmidt aus dem Jahr 1768. Seitlich davon je zwei korinthische Säulen, darüber verkropftes Gebälk. Im Giebelfeld ,,Heiliger Geist" auf Strahlenkranz. Vor den Säulen die beiden Plastiken hl. Bernhardin von Siena (links) und hl. Johannes Kapistran (rechts), moglicherweise Arbeiten des Bildhauers S. Bratti. Die beiden Seitenaltäre folgen dem Schema des Hochaltares. Linkes Altarbild ,,Immaculata", rechts ,,Die Stigmatisation des hl. Franziskus". Beide von Martin Johann Schmidt, 1768. Die schöne Kanzel stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Schönes intarsiertes Kirchengestühl, Chorgestühl aus dem Jahr 1905. Der Kreuzweg wurde 1908 von Josef Reich angefertigt. Ein schöner barocker Altartisch wurde 1976 als Volksaltar aufgestellt. In der Pfarrkirche befinden sich noch einige barocke Gemälde von unbekannten Malern und die Kopie eines gotischen Tafelbildes (Darstellung bl. Maria, Original im Stephansdom in Wien).

In der Antoniuskapelle befindet sich der barocke Antoniusaltar mit ovalem Altargemälde, den Titelheiligen darstellend, sowie zwei Plastiken hl. Christophorus (rechts) und hl. Johannes der Täufer (links). Weiters stehen in der Antoniuskapelle zwei intarsierte Beichtstuhle, ein kupfernes Weihwasserbecken aus dem Jahr 1615 (aus der ehemaligen Pfarrkirche hl. Nikolaus) und ein frühbarockes Taufbecken aus marmoriertem Holz in Kelchform. Den Eingang zur Kapelle flankieren die beiden Plastiken hl. Florian und hl. Sebastian. Links vom Eingang in die Grab-Christi-Kapelle ist eine Inschriftentafel in die Mauer eingelassen, die berichtet, daß der Schlossermeister Sebastian Franz Rezer, Syndikus des Klosters, die Kapelle 1735 gestiftet hat. Über dem Grab Christi wurde 1889 eine Lourdesgrotte errichtet.

Orgel:

1898 von J. M. Kauffmann (nach Eberstaller) mit 20 Stimmen. mehr dazu Glocken: 2 Glocken von Franz Josef Scheichel, 1775 bzw. 1779, 1 Glocke von Gottfried Bard, 1731, 1 Glocke OÖ. Glockengießerei, 1959. Links vom Chor gelangt man in die geräumige Sakristei. In ihr befinden sich zwei barocke, reich intarsierte Ankleideschränke, ein schönes frühbarockes Marmorlavabo, zwei Reliquienschreine und ein Betstuhl. Schone, teilweise barocke Paramente sowie ein vollständiger Ornat aus Goldbrokat. Die Franziskaner besaßen eine wertvolle Kreuzpartikel, die bei der Klosteraufhebung verschwunden ist. An die Kirche schließt im Westen ein Teil des ehemaligen Franziskanerklosters an, welches seit 1784 als Pfarrhof verwendet wird. Der eingeschossige Bau besitzt einen einfachen, kreuzgewölbten Arkadenkreuzgang. In diesem mehrere Gemälde, darunter Ölgemälde mit der Darstellung des Kreuzweges, ,,bey welchen alle Ablässe wie zu Jerusalem können gewunnen werden". Im Westen Zubau aus neuester Zeit.